Benefizkonzert mit dem Hanse Galante Ensemble

LIVE MUSIC NOW Lübeck e.V. lud ein zum Benefizkonzert am 20. November 2016 um 11:30 Uhr im Audienzsaal im Lübecker Rathaus.

Aus den „Lübeckischen Blättern“ 2016, 354:

Musik für alle

Live Music Now (LMN) ist eine von Yehudi Menuhin gegründete Organisation, die junge Musiker in die Lage versetzt, zur Förderung ihrer künstlerischen Entwicklung vor Menschen aufzutreten, die in prekäre Situationen geraten sind. Die Schönheit der Musik soll Zauber und Fantasie bringen in Krankenhäuser, Gefängnisse, Hospize, Psychiatrien und andere soziale Einrichtungen – als Widerschein von erfüllter Freiheit, die eine belebende und heilsame Wirkung auslösen kann. Die Lübecker Sektion um Gabriele Fehm-Wolfsdorf hatte nun zu einer Benefiz-Matinee in den Audienzsaal des Rathauses eingeladen, in dem sich das frisch gegründete Hanse Galante Ensemble vorstellte, Studierende der Musikhochschule, die aus aller Welt nach Lübeck gefunden hatten und sich der Musik aus der Übergangsphase zwischen Barock und Frühklassik widmen. Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Gottlieb Janitsch im Doppelpack standen auf dem Programm, was eine gewisse Gleichförmigkeit bewirkte. Doch ließ sich so besonders intensiv verfolgen, wie in einer Experimentierphase der Musikentwicklung galante und empfindsame Stilistik eine Ausdruckssphäre nach menschlichem Maß evoziert, die Eleganz, Verfeinerung, zudem revolutionäre Ideen freisetzt.

Das Ensemble zeigte sich am 20. November von historischer Spielpraxis affiziert. Die vibratolosen Streicher klangen hell, luftig, vermieden romantischen Schmelz und artikulierten akkurat. Die Bläser nutzten moderne Instrumente von homogener Klangfülle, passten die Spielweise so weit möglich an, doch sind alte Flöten und Oboen in Bauweise und Klangspektrum ein spezielles Equipment. Das Ensemble beschritt daher einen pragmatischen Interpretationsweg. Fesselnd die rasante Fantasie, mit der sich die jungen Musiker in die Musik stürzten. Johans Camacho blies C.P. Bachs Oboenkonzert B-Dur Wq 164 als weit ausgesponnene Klangrede, virtuos im Laufwerk, sein Kollege Sergio Sanchez widmete sich auf gleicher Höhe dem bemerkenswert klassisch angehauchten Es-Dur-Konzert Wq 16; rasante Kapriolen und mediatives Nachsinnen. In Kammerbesetzung kamen Janitschs Quartett g-Moll und die Sonate e-Moll, wo die Flöte von Agnes Mayr das Farbspektrum bereicherte – ausdrucksstark und unverstellt. Das Publikum zeigte sich animiert.

Wolfgang Pardey

(Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Lübeckischen Blätter)

Das Hanse Galante Ensemble

Das neu gegründete Hanse Galante Ensemble hat es sich zum Ziel gesetzt, Konzerte mit alter Musik in Lübeck und seiner Umgebung anzubieten. Das Programm der Musiker besteht aus Musik aus dem 17.-18. Jahrhundert und vom Anfang des 19. Jahrhunderts.

Für seine erste Konzertreihe hat das Ensemble Stücke von zwei Komponisten gewählt, die zu dem sogenannten galanten bzw. empfindsamen Stil gehören.

Von Carl Philipp Emanuel Bach, dem zweitältesten Sohn von Johann Sebastian Bach, werden zwei Oboenkonzerte gespielt. Zu seiner Zeit war er wohl bekannter als sein Vater und hatte sehr großen Einfluss auf die junge Generation.

Außer den zwei wunderschönen Konzerten von C.P.E. Bach werden ein Quartett für Oboe, Geige, Bratsche und Basso continuo sowie eine Sonate (auch in Quartett-Besetzung) für Flöte, Oboe, Bratsche und Basso continuo von Johann Gottlieb Janitsch gespielt.

Im Gegensatz zu C.P.E. Bach und zu Johann Sebastian Bach ist Janitsch ein Komponist, der nicht so häufig gespielt wird und auch nicht so bekannt ist wie die anderen beiden. Genau aus dem Grund aber wählt das Hanse Galante Ensemble diese Stücke. Diese Musik soll so nicht nur mehr verbreitet werden und deutlich machen, was diese Zeit für die Musik bedeutet hat, sondern auch dem Zuhörer ermöglichen diese Epoche aus einer neuen, bisher unbekannten Perspektive kennenzulernen.

Programm

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo B-Dur Wq 164
1. Allegretto
2. Largo e mesto, con sordini
3. Allegro moderato

Johann Gottlieb Janitsch (1708-1763)
Quartett für Oboe, Geige, Bratsche und Basso Continuo
„O Haupt voll Blut und Wunden“ g-moll
1. Largo
2. Allegretto
3. Adagio
4. Vivace

Johann Gottlieb Janitsch (1708-1763)
Sonate für Flöte, Oboe, Bratsche und Basso Continuo c-moll op.1 n°1 (Sonata da camera)
1. Adagio
2. Allegretto
3. Allegro assai

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Konzert für Oboe, Streicher und Basso Continuo Es-Dur Wq 165
1. Allegro
2. Adagio ma non troppo
3. Allegro ma non troppo