Presseschau Mozart-Gala

Mozart pur für „Live Music Now“

Umjubeltes Benefizkonzert in der MuK.

Lübeck – Wer ein Faible für Mozart hat, wurde am Mittwoch in der MuK bestens bedient. Zum zehnjährigen Bestehen des Lübecker Vereins von „Live Music Now“ spielten die Lübecker Philharmoniker unter Ryusuke Numajiri mit den Solisten Konrad Elser, Sabine Meyer, Elisabeth Weber, Taras Konashchenko und Stanislav Efaev ein reines Mozart-Programm. Das war zwar etwas lang geraten, bot dafür aber einen Höhepunkt nach dem anderen. Nach einer etwas eindimensional klingenden „Figaro“-Ouvertüre zu Beginn und der von Konashchenko präzise und volltönend gesungenen Bass-Arie „Per questa bella mano“, wunderbar begleitet vom Kontrabassisten Stanislav Efaev, widmete sich Klavier-Professor Konrad Elser Mozarts Konzert Nr. 20 d-Moll. Eine eher schwermütige Komposition, die Elser mit seiner Anschlagkunst in ein farbenreiches, an Klang- und dynamischen Variationen kaum noch zu übertreffendes pianistisches Wunderwerk verwandelte. Der Saal tobte nach dieser Demonstration hoher Klavierkunst erstmals vor Begeisterung.
Elisabeth Weber spielte das Violinkonzert Nr. 4 D-Dur ebenfalls meisterhaft. Mit ihrem nicht allzu voluminösen, aber dafür strahlend-hellen Geigenton hatte sie es nicht immer leicht, sich gegen das Orchester durchzusetzen.
Zum Abschluss dann wieder eine Demonstration musikalischer Weltklasse. Wie oft Sabine Meyer das Klarinettenkonzert A-Dur gespielt hat, weiß man nicht. Aber wieder klang die Wiedergabe dieses Meisterwerks frisch und unverbraucht. – schon das ist eigentlich ein Wunder. Der Farbenreichtum, den Sabine Meyer ihrer Bassett-Klarinette zu entlocken wusste, war atemberaubend. Ein einfach nur wundervoller Abend. Fel

Zum Jubiläum eine Mozart-Gala

„Live Music Now“ (LMN) bringt Musik zu den Menschen, die kein Konzert besuchen können, weil sie sich in Heimen, Krankenhäusern, Hospizen oder Gefängnissen befinden – als Hilfe und Trost, vielleicht sogar als Heilung. Dafür werden junge Musiker sorgfältig ausgesucht und auf die schwierige Aufgabe vorbereitet. Im letzten Jahr hat LMN Lübeck 103 Konzerte veranstaltet – eine enorme Arbeit. Nun wurde das zehnjährige Jubiläum mit einer Mozart-Gala in der MuK begangen, als Benefizkonzert, bei dem großartige Solisten und die Lübecker Philharmoniker, gefördert von der Philharmonischen Gesellschaft, zugunsten der guten Sache gänzlich ohne Gage auftraten. Aus London war die Ehrenvorsitzende Zamira Menuhin-Benthall gekommen, auf deren unvergessenen Vater Yehudi Menuhin die LMN-Idee zurückgeht. Sie sprach mit dem Klarinettisten Reiner Wehle, der im Übrigen launig durch das Programm führte, sehr sympathisch über ihren Vater und die Hintergründe der so sinnhaltigen Arbeit.
In augenfällig jugendlicher Formation begannen die Philharmoniker am 18. Juni mit der Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“, die GMD Ryusuke Numajiri tempobewusst nahm; die gefürchteten Tonwirbel schnurrten straff vorüber. Eine Rarität bilet die Konzertarie „Per questa bella mano“ KV 612, da sich zu dem ausgesprochen sonor gestalteten Taras Konoshchenko der Kontrabass von Stanislav Efaev gesellte, der mit dem Vokalbassisten, nach schlicht kantablem Beginn, melodiöse und hochvirtuose Dialoge einging. Konrad Elser tauchte das d-Moll-Klavierkonzert KV 466 in tiefsinnige, silbrig edle Atmosphäre, ließ das Figurenwerk unaufwendig perlen und hellte den Finalsatz auf. Die düstere, unruhig schweifende Atmosphäre blieb etwas unterbelichtet, zumal Numajiri beim Orchesterbeginn den Synkopen, Begleitung des leidenschaftlichen Themas, eine merkwürdig abgehackte Artikulation verpasste.
Charmant, hell und frisch spielte Elisabeth Weber das D-Dur-Violinkonzert KV 218. Sie gab der tiefen Lage instrumentale Wärme, schüttelte den sprudelnden Melodiefluss scheinbar unaufwendig aus dem Ärmel, brachte Temperament und Spannung ins Spiel – mit dem spürbar inspirierten Orchester funkelte ein fesselndes Klangbild. Und dann blies Sabine Meyer das A-Dur-Konzert KV 622 auf der tiefen Bassettklarinette, wunderbar weich und klangschön vor allem auch im raffiniert ausschwingenden Piano, vollkommen ausgewogen im melodischen Figurenwerk. Das Adagio wurde zu einem klagenden Lied, das die Herzen tief berührte, und im Finalrondo entfalteten sich die rasanten Läufe in bestechender Perfektion. Die Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten trugen diese meisterhafte, nahezu vollendete Interpretation intensiv und erwiesen sich als Ensemble von Format. Starker Beifall für alle und viele schöne Blumensträuße. Wolfgang Pardey

Mozart mit Muße

Die Mozart-Gala der Philharmonischen Gesellschaft für die Lübecker Sektion von „Yehudi Menuhin – Live Music Now“ in der sehr gut besuchten MuK brachte Erkenntnisse. Es erfreuten das Engagement der Philharmoniker und Professoren der Musikhochschule für einen guten Zweck, GMD Ryusuke Numajiri zeigte sich als Kenner des Klassikers und das Orchester setzte die fünf Werke geschmeidig um: Mozart mit Muße und der Transparenz, die Leichtigkeit mit Tiefe verbindet.
Auf die federnde Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“ folgte die Arie KV 612 „Per questa bella mano“ für Bass und obligaten Kontrabass. Mühelos und klar zeigte Taras Konoshchenko die Spannweite seiner sonoren Stimme, geläufig paraphierte Stanislav Efaev die Kontrapunkte auf seinem bauchigen Instrument.
So kurz nach Mahlers wuchtiger 5. Sinfonie konnte Numajiri verständlicherweise nicht alles ausfeilen. Wie er jedoch mit beweglicher, Linien zeichnender und pointierender Zeichengebung den Mozart-Klang formte, teilte sich mit und ließ den Solisten Raum. Er war ihr Partner – so für Konrad Elser mit dem d-moll-Klavierkonzert KV 466. Unaufdringlich, mit perlenden Läufen, blitzsauberen Trillern und eigener Allegro-Kadenz überzeugte der Pianist einmal mehr; nur in der Romanze machten sich etwas viel Legato und laute Bläser breit. Elisabeth Weber, hier bislang nur als Kammermusikerin hervorgetreten, überraschte mit der engagierten Wiedergabe des D-Dur-Violinkonzerts KV 218. Mit tragendem Ton, nie überzogenem Vibrato und frischen Kadenzen musizierte sie das Werk aus, dabei der GMD sie ins harmonische Tutti einband.
Der Abend gipfelte im A-Dur-Konzert für Bassettklarinette KV 622. Sabine Meyer ließ hören, wie die lange Beschäftigung mit dem Werk immer neue Facetten und Schattierungen hervorbringt und die Spannung erhält. Ihre Phrasierungen und Temporückungen erzeugten einen Bewegungsfluss, die Lockerheit strahlte zurück aufs Orchester, nahm es mit auf die Mozart-Reise, der Numajiri ein umsichtiger Leiter war. Reiner Wehle führte kenntnisreich durchs Programm und ein launiges Gespräch mit Menuhins aus London eingereister Tochter Zamira. Güz

Benefizkonzert mit Mozart

Mit einer Mozart-Gala in der MuK beging Mittwochabend der Verein „Live Music Now Lübeck“ sein zehnjähriges Bestehen. Großes Publikumsinteresse unterstützte die Arbeit der gemeinnützigen Organisation.
Für das Benefizkonzert zugunsten der Vereinsarbeit hatte die Philharmonische Gesellschaft das Orchester der Hansestadt Lübeck unter Leitung von Ryusuke Numajiri zur Verfügung gestellt. Außerdem verzichteten die fünf Solisten des Abends auf ihr Honorar. Die Vorsitzende, Prof. Dr. Gabriele Fehm-Wolfsdorf, freute sich in ihrer Begrüßung über zahlreiche Ehrengäste. Professor Reiner Wehle ging in seiner Moderation auch auf den Zweck des Vereins ein. Im Jahre 1977 verwirklichte Lord Yehudi Menuhin, der große Geiger, Weltbürger und Menschenfreund, seine Idee von Live Music Now. Er wollte, dass Musiker, in der Regel klassisch ausgebildet, Musik zu Menschen bringen, die sich aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen einen Konzertbesuch nicht leisten können.

Menuhin war zum Beispiel überzeugt, dass kranke Menschen durch die Begegnung mit lebendiger Musik Linderung ihrer Schmerzen, vielleicht sogar Heilung erfahren können. Das ist gewissermaßen die eine Seite der Medaille. Die andere Seite: Junge Künstler bekommen Auftrittsmöglichkeiten. Reiner Wehle wies darauf hin: Neben einem guten Instrument und Unterricht brauchen angehende Berufsmusiker Erfahrungen vor und mit Publikum. Bei Live Music Now sind sie gegeben. Außerdem hilft ein Honorar, das der Verein in aller Regel zur Verfügung stellen kann.

Die Londoner Gründung vom Jahre 1977 fand Nachahmer in anderen Ländern. In Lübeck gründete sich 2004 eine entsprechende Gruppe. Mit acht Personen fing alles an. Im vergangenen Jahr organisierte die Lübecker Gruppe 103 Konzerte. Das bedeutet zwei Konzerte pro Woche in Alten- oder Behindertenheimen, in Gefängnissen oder Schulen. Die Konzerte müssen vorbereitet, besprochen und begleitet werden.

Eine stolze Bilanz, fand auch die Schirmherrin des Abends, die zum dritten Mal aus London nach Lübeck gekommen war, Zamira Menuhin-Benthall, die Tochter von Lord Yehudi. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke von Wolfgang Amadeus Mozart. Geradezu stürmisch eröffnete Generalmusikdirektor Ryusuke Numajiri mit dem Orchester den Abend mit der Ouvertüre zu Figaros Hochzeit. Dann die ersten beiden Solisten, der Opernsänger Taras Konoshchenko und Solokontrabassist Stanislav Efaev. Reiner Wehle wies darauf hin: Mozart hat Konzertarien geschrieben, die kaum aufgeführt werden. Ein Beispiel erlebte das Publikum mit „Per questa bella mano“, von den Ausführenden souverän gemeistert.

Danach gab es noch drei große Werke für Soloinstrument und Orchester. Dabei erwiesen sich drei Professorinnen beziehungsweise Professoren der Musikhochschule als Meister ihres Faches. Konrad Elser hatte mit dem d-Moll-Klavierkonzert (KV 466) ein fast schwermütiges, zumindest tiefsinniges Beispiel aus Mozarts Klavierschaffen gewählt und erntete stürmischen Applaus. Elisabeth Weber gestaltete nach der Pause ebenso eindrucksvoll das Violinkonzert Nr. 4 in D-Dur (KV 218). Den krönenden Abschluss des Abends bildete das Konzert für Bassettklarinette und Orchester (KV 622). Sabine Meyer spielte diese besondere Klarinette mit ihrem sehr großen Tonumfang berückend schön. Tosender Applaus und hoffentlich ein Erfolg auch für die Kasse des Vereins „Live Music Now“